Die Graduiertenschule für Nordamerikastudien (GSNAS) des John-F.-Kennedy-Instituts wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen der Exzellenzinitiative gefördert (2006-2019). Eine Verstetigung im Anschluss an die Exzellenzinitiative ist durch die Freie Universität Berlin zugesagt. Aufgrund der erfolgreichen Arbeit der Graduate School in den vergangenen Jahren konnten weitere Fördermittel vom Deutschen Akademischen Austauschdienst und der Einstein Stiftung Berlin eingeworben werden.
Die GSNAS widmet sich der umfassenden interdisziplinären Erforschung nordamerikanischer Gesellschaften von der frühen Neuzeit bis in die Gegenwart. In den Jahren 2019-2024 lautet das Oberthema "Transformationen der 'Demokratie' in Nordamerika". Dabei liegt der Forschungsschwerpunkt auf Wandlungen des Demokratieverständnisses und der Transformationen demokratischer Praxis, die die Geschichte und Gegenwart der Vereinigten Staaten und Kanadas historisch, kulturell, literarisch, politisch, sozial und wirtschaftlich prägen. Das Studienprogramm ist entsprechend in acht interdisziplinäre Forschungsgebiete gegliedert.
RA I
Kultur Geschichte Literatur Soziologie Politik
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Amerikanische Demokratieverständnisse zwischen Kanonisierung und Krise Schwerpunkte:
- Zeitdiagnosen: Der gegenwärtige Krisendiskurs der Demokratie
- „Demokratie“ als Selbstbeschreibung nordamerikanischer Politik, Kultur und Gesellschaft
- Demokratie und Demokratisierung als Elemente US-amerikanischer und kanadischer Außenpolitik
- USA und Kanada als Demokratien „in der Welt“
- Demokratie als diskursives Konstrukt, kommunikative Praxis, literarische Imagination: Metapher, Erzählung, Dramaturgie
- Analytischer Rahmen: Zyklische Systemkrisen oder fundamentaler Wandel?
- „We the People“: Immigration und Citizenship
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RA II
Literatur Kultur Geschichte Soziologie Politik Wirtschaft
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Race, Gender und Class als konkurrierende Elemente nordamerikanischer Demokratisierungsideale Schwerpunkte:
- „Identity politics“ und/als/vs. „lifestyle politics“
- Indigener Aktivismus in internationaler Perspektive
- Literarische Öffentlichkeit als nationales und transnationales Feld kultureller Demokratisierung
- Das mexikanisch-amerikanische Grenzland als transnationaler Raum
- Indigenität im (post)kolonialen Zeitalter
- Ethnische Städtepolitik in den USA und Kanada
- Rassismus und der Topos einer „Kultur der Armut“ in nordamerikanischen Demokratiediskursen
- Konzepte, Techniken und Ästhetiken multikultureller Vermittlung, Repräsentation und Partizipation
- Multikulturalismus und Religionsfreiheit
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RA III
Politik Wirtschaft Geschichte Soziologie Kultur
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Multi-Polarisierung der amerikanischen Politik Schwerpunkte:
- Multiple Polarisierungen und Allianzen: Marktradikalismus (linker und rechter Neoliberalismus), Nationalismus, „klassischer“ Liberalismus, Progressivism, amerikanischer Sozialismus
- Die Rolle der Religion und religiös fundierter sozialer Gemeinschaften im politischen Spektrum der Vereinigten Staaten
- Schwächen demokratischer Governance und Entdemokratisierungstendenzen in Kanada und den USA
- Demokratie und Repräsentation im Mehrebenensystem der USA und Kanadas
- Strukturelle Ursachen der Dysfunktionalität des politischen Systems der Vereinigten Staaten
- Spannungen zwischen öffentlicher und privater Verantwortung in nordamerikanischen Demokratien
- Alt-right und die neofaschistische Internationale
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RA IV
Literatur Kultur Soziologie Geschichte
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Ästhetik der Demokratie Schwerpunkte:
- Historisch konkurrierende Konzepte und Praktiken demokratischer Kunst
- Krisen der Repräsentation als demokratische Krisen?
- Demokratisierung der Ästhetik und digitale Alltagsmedien
- Konkurrierende Praktiken demokratischer Ästhetik in der amerikanischen Literatur
- Akademisierung der Populärkultur vs. Popularisierung bildungskultureller Bereiche
- Die Medienökologie nordamerikanischer Demokratien
- Demokratische Sprachpolitik und das Problem der Mehrsprachigkeit in den USA und Kanada
- Ästhetisierung der Politik
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RA V
Soziologie Kultur Literatur Politik Geschichte Wirtschaft
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Öffentlichkeiten und Gegenöffentlichkeiten Schwerpunkte:
- Entwicklungen nach Aufhebung der Fairness Doktrin
- Literatur, Film und Fernsehen als Teil-Öffentlichkeiten
- Veränderung des literarischen Betriebs durch Aufmerksamkeitsökonomie und digitale Kommunikation
- Nachrichtenkultur: Mediale und politische Dynamiken der „news“ in Nordamerika
- Social Media und der neue Strukturwandel der Öffentlichkeit (z.B. auf den Feldern Papiermedien, Postcinema, Fernsehen des digitalen Zeitalters)
- „Public and Cultural Diplomacy“ und ihre innenpolitischen Folgen
- (Neue) Politische Affektkulturen
- Soziale Artikulation und politische Mobilisierung in Zeiten von #BlackLivesMatter und #MeToo
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RA VI
Wirtschaft Geschichte Politik Soziologie
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Wirtschafts- und Finanzkrisen und ihre Bedeutung für die Demokratie Schwerpunkte:
- Finanzkrisen in historischer Perspektive
- Der nordamerikanische Handel in internationaler Perspektive
- Politische und soziale Dimensionen der Finanzkrise
- Die Bedeutung globaler Ungleichgewichte
- Die Finanzialisierung der nordamerikanischen Wirtschaft
- Die Finanzialisierung der nordamerikanischen Politik
- Wirtschaftswissenschaft und Demokratietheorie
- Modernisierung und internationale Kooperation
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RA VII
Wirtschaft Politik Soziologie Geschichte
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Demokratie und Ungleichheit Schwerpunkte:
- Sozioökonomische Ungleichheit und politische Reform in der nordamerikanischen Geschichte
- Die gesellschaftlichen Auswirkungen von Ungleichheit
- Die Entwicklung der funktionalen Einkommensverteilung im Informations- und Globalisierungszeitalter
- Der Kampf um die Gestaltung des Steuersystems
- Die Aushöhlung der Mittelschicht und die Krise der Demokratie
- Das Finanzsystem und die politische Ökonomie des rent-seeking
- Demokratie und die Zukunft der Arbeit
- Mechanismen der Inklusion und Exklusion
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RA VIII
Politik Geschichte Kultur Literatur
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Globalisierung, Demokratie und (das Ende?) amerikanischer Hegemonie Schwerpunkte:
- „America First“? Herausforderungen für die Hegemonie der Vereinigten Staaten
- Transnationale Netzwerke und die Frage der Menschenrechte
- Die „Außenpolitik“ der amerikanischen Kultur
- Nordamerikanisches „nation branding“ und „nation building“
- Multilateralismus und global governance
- Souveränität als (gefährdetes) Ideal staatlichen Handelns
- Die imaginäre und politische Bedeutung von Grenzen/Grenzziehung
- Aktuelle gesellschaftliche Dynamiken der Migration
- Die (globalen) Herausforderungen des Populismus
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Das Forschungsprogramm zielt auf ein interdisziplinäres Verständnis der Transformationsgeschichte nordamerikanischer Semantiken, Praktiken und Imaginationen der „Demokratie“, insbesondere in den Bereichen der Innen- und Außenpolitik, der wirtschaftlichen Entwicklung, der kulturellen Produktion, der literarischen Verarbeitung, der Aushandlung sozialer Beziehungen in einer multiethnischen Gesellschaft, sowie auf Ebene des medienökologischen Wandels. Die Analyse dieser Aspekte erfolgt auf der Basis einer forschungsfokussierten und curricular koordinierten Kooperation von sechs wissenschaftlichen Disziplinen, in der sozial- und geisteswissenschaftliche Fächer eng zusammenarbeiten. Expert*innen aus verwandten Disziplinen wie Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Film- und Theaterwissenschaft sowie Lateinamerikastudien sind dem Lehrkörper angegliedert und stehen als zusätzliche Mentor*innen zur Verfügung.