Wayward Femininity: Progressivism, Prostitution and Performance in America (1888-1917)

Dissertation in Kultur

Mentoring Team:
First supervisor: Prof. Dr. Winfried Fluck
Second supervisor: Prof. Dr. Ursula Lehmkuhl
Third supervisor: Prof. Dr. Laura Bieger

Mein Hauptinteresse in dieser Arbeit liegt darin, das duale Wesen des Progressivismus – seine genuin reformerische Seite einerseits und sein unterschwellig paternalistisches Gepräge andererseits – zu analysieren und so die Möglichkeiten und Risiken herauszustellen, die das Reformzeitalter nicht nur für die sich gerade konsolidierende amerikanische Bürgerschaft sondern auch für den Begriff des Staates darstellte, der sich zu dieser Zeit in prägender Weise herausbildete. Die Debatte über Geschlechterrollen, die in der Progressive Era stattfand, bietet dabei einen geeigneten Schauplatz, um bedeutsame Paradoxe auszuloten, die ihre Wirkung in beide Richtungen entfalteten und in dauerhaften institutionellen Strukturen festgeschrieben wurden. In der bisherigen Literatur zu dieser Periode ist die ‚ungebärdigen Frau‘ oft mit Prostitution und mit der progressivistischen Reaktion auf dieses Phänomen assoziiert worden. Indem ich mich auf performance studies und Performanztheorien stütze, erweitere ich die Prostitutionsdebatte, wie sie in kanonischen historischen Berichten, soziologischen Studien und literarischen Analysen geführt wird, um eine Neuformulierung des binären Gegensatzpaares Reformer/Reformierte, das für Beiträge zum Progressivismus oft bestimmend ist. Meine Analyse führt mich schließlich zu der Erkenntnis, dass sich die Prostitutionsdebatte in der Progressive Era und die Konsolidierung einer dominanten ‚abolitionistischen‘ Position im Einklang mit hierarchischen Prinzipien abspielten, die geeignet waren, gender-Gegensätze zu überschreiben und damit die gesellschaftliche Sicht eines bestimmten Teils der oberen Mittelschicht zu etablieren.