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Sören Schoppmeier

Alumnus

Adresse
Lansstraße 5-9
14195 Berlin

Playing American: Open-World Videogames, Ambient Operations, and the Reproduction of American Culture

Dissertation in Kultur

Mentoring Team:
First supervisor: Prof. Frank Kelleter
Second supervisor: Prof. Martin Lüthe
Third supervisor: Prof. Andreas Sudman

Diese Dissertation argumentiert, dass die beliebten Open-World-Videospielreihen Grand Theft Auto (Rockstar Games, 1997-), Watch Dogs (Ubisoft, 2014-) und Red Dead Redemption (2010-) amerikanische Kultur durch ein Phänomen reproduzieren, das als playing American beschrieben wird. Basierend auf Konzepten von u. a. Alexander R. Galloway und Ian Bogost wird das Konzept der ambient operations als analytischer Schwerpunkt für die Untersuchung von Open-World-
Videospielen eingeführt; diesem wird eine wichtige Rolle bei der Untersuchung von Videospielen produzierten kulturellen Bedeutungen zugesprochen. Die Arbeit befürwortet ein handlungsbasiertes Verständnis von Kultur und Videospielen und zeigt verschiedene Formen von playing American anhand dreier Fallstudien auf, welche sich auf je eine der drei genannten
Reihen konzentrieren. Basierend auf Arbeiten von Bruno Latour und Frank Kelleter beschreibt das Kapitel zu Grand Theft Auto das Akteur-Netzwerk, das sich rund um die Reihe bildet. Es zeigt die Wirkmächtigkeit amerikanischer Populärkultur in der Produktion der Videospiele, in der Reproduktion spezifischer Diskurse amerikanischer Kultur in Rezeptionshandlungen rund um die Reihe und wie die ambient operations der Spielwelt von GTA V von denselben Diskursen durchsetzt sind. Das Kapitel zu Watch Dogs wendet Theorien gegenwärtiger Überwachungsregime (vor allem Frank Pasquales Konzept der black box society) mit einem besonderen Schwerpunkt auf Praktiken von racialization und rassistischer Diskriminierung (mit Bezug auf Arbeiten u. a. von Ruha Benjamin und Simone Browne) an. Es zeigt, wie die Videospiele in konkreten Handlungen dieselben Praktiken reproduzieren, welche sie auf narrativer Ebene zu kritisieren scheinen. Dies normalisiert nicht nur umfassende Überwachung, sondern bestätigt auch ein neutrales Verständnis von Überwachung und algorithmischen Technologien wie predictive policing, obwohl beide eng mit der Geschichte und Gegenwart rassistischer Diskriminierung verbunden sind. Das Kapitel zu Red Dead Redemption untersucht, wie die Reihe das Western-Genre umsetzt, indem es Theorien digitaler Medien, vor allem von Galloway und Lev Manovich anwendet. Es zeigt, wie die Reihe das Genre in Form einer Datenbank umstrukturiert, wobei die ambioperativen Spielwelten als Interface fungieren, was dazu führt, dass sich das Genre von Geschichte entfernt und Politik negiert. Das Kapitel zeigt außerdem, wie amerikanische Kultur transnational reproduziert wird und wie dieser Prozess in der Entwicklung der Videospiele auf Ideologie und Praxis globalen, neoliberalen Kapitalismus basiert. Die Dissertation erklärt, dass die untersuchten Videospiele als Akteure kultureller Reproduktion zu verstehen sind, welche spezifische kulturelle Arbeit für die amerikanische Kultur leisten.

Dahlem Research School
Deutsche Forschungsgemeinschaft
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