Rabeb Ben Hania
Doktorandin
14195 Berlin
Education
2016-present | PhD Candidate at the Graduate School of North American Studies, John F. Kennedy Institute for North American Studies, Freie Universität Berlin |
2010-2013 | MA, American Literature, University of Sousse, Tunisia |
2007-2010 | BA in English language, literature and civilization, University of Sousse, Tunisia |
Professional Experience
2015-2016 | Fulbright Research Visiting Scholar at The College of Arts and Sciences, American University, Washington D.C. |
2014-2015 | English language moderator in Delta Center, Tunisia |
2013-2015 | Teaching assistantship in the Institute of Applied Sciences and Technology of Mahdia, Tunisia |
2012- 2013 | Teaching assistantship at the Faculty of Arts and Humanities of Sousse, Tunisia |
The Paradoxes of Intimacy in Contemporary Women’s Fiction: Rachel Cusk’s Outline Trilogy, Margaret Atwood’s The Heart Goes Last, and Marilynne Robinson’s Lila (Dissertationsprojekt)
Dissertation in Literatur
Mentoring Team:
First supervisor: Prof. Ulla Haselstein
Second supervisor: Prof. James Dorson
Third supervisor: Prof. Alison Gibbon
The Paradoxes of Intimacy untersucht die formalen und narrativen Möglichkeiten und Grenzen des Schreibens über intime menschliche Beziehungen in den 2010er Jahren. Im Zeitalter der sogenannten Globalisierung, wachsender sozialer und ökologischer Unsicherheiten und der Intensivierung kapitalistischer Märkte (Jeffrey Nealon) untersuchen Wissenschaftler die Art und Weise, wie wir uns binden u.a. wegen Verknüpfungen zu Problemen der Entfremdung, des Solipsismus und der sozialen Spaltung. Neuere soziologische Studien zu Intimität belegen eine entsprechende Krise und beschreiben heutige Formen intimer Beziehungen als dramatisch abgekühlt (Eva Illouz), unverbindlich (Zygmunt Baumann) und sogar erodierend (Byung-Chul Han). Das Aufkommen neuer Formen intimer Bindungen wie etwa gleichgeschlechtlicher Beziehungen, die Metoo-Bewegung gegen sexuellen Missbrauch und ihre Veröffentlichung von Erlebnissen von Frauen, die Belästigung erfahren haben, das Wachstum emotionssensibler Technologien und die Sentimentalisierung kapitalistischer Märkte haben die Art und Weise, wie Intimitäten geschaffen und erlebt werden, sowohl im realen Leben als auch in künstlerischen Praktiken radikal verändert. Während das Thema in soziologischen und philosophischen Disziplinen gut erforscht ist, wird es in der Literaturwissenschaft, in der Intimität austauschbar mit Liebe verwendet wird, um entweder romantische oder erotische Beziehungen zu bezeichnen, noch vernachlässigt.
Anhand einer Genre-übergreifenden Analyse von Rachel Cusks The Outline Trilogy, Margaret Atwoods The Heart Goes Last und Marilynne Robinsons Lila zeigt The Paradoxes of Intimacy unterschiedliche Ästhetiken des belletristischen Schreibens über intime Beziehungen auf, welche die überholten und beengten Strukturen romantischer und religiöser Erzählungen hinter sich lassen. Die Studie untersucht die aufkommenden Formen literarischer Intimität, wie sie in der Literatur von Frauen nach der Jahrtausendwende problematisiert und neu erfunden werden, und setzt sich kritisch mit der Frage auseinander, wie Literatur die Grenzräume von (textlichen und narrativen) Begegnungen und Zeitlichkeiten (von imaginierten Zukünften und alten Formen) navigiert, um die fiktionale Darstellung von Intimität als Privatsache aufzulösen. Während literarische Intimitäten in der Regel auf einer individualisierten Sichtweise beruhen, die das Innere des/der Erzählers*in oder einer Figur tiefgehend filtert oder wiedergibt, verwendet von Frauen geschriebene zeitgenössische Literatur innere Monologe und einen indirekten Stil nicht um die Tiefe der Figuren zu vermitteln, sondern um die Sozialität und Paradoxie ihrer intimen Beziehungen aufzuzeigen. Sie bieten dabei eine Möglichkeit, über intime Beziehungen in der Literatur nach der Jahrtausendwende mitten in der ihr zugrundeliegenden Paradoxien nachzudenken, und erscheinen dementsprechend als eine Antwort auf die postmoderne Literatur des Solipsismus, der Entfremdung und des Verlusts des Glaubens an die kommunizierenden und verbindenden Eigenschaften der Sprache. In ihren Versuchen, diesen Wandel abzubilden und Verbindungen durch das Medium des fiktionalen Schreibens aufrechtzuerhalten, distanzieren sie sich und ziehen sich zurück, um ihre Gegenüber aufblühen zu lassen und die Lücken der sich auflösenden Nähe zu füllen.
Jenseits der reduktiven Opposition zwischen alt und neu zeichnet diese Arbeit die entstehende Ästhetik des Schreibens von Intimität nach, indem sie das Aushandeln verbliebenen und dominanter Formen verfolgt und gleichzeitig ihre Überschneidungen mit anderen sozialen und kulturellen Diskursen nach der Jahrtausendwende erforscht (Raymond Williams). Auf diese Weise beleuchtet sie nicht nur Kontinuitäten zwischen zeitgenössischen Formen der Intimität und der Art und Weise, wie darüber geschrieben wird, sondern sie beschreibt ebenfalls den Eifer für die Suche nach kreativen künstlerischen Einbrüchen, die diese intimen Erfahrungen hervorbringen können.