Amerikanische Familienfotografie
Die Bibliothek des JFKI zeigte Fotografien amerikanischer Familien aus der Zeit 1945-1970. Sie stammen aus fotographischen Nachlässen, die das Institut erworben hat, um die Phase der populären Fotografie nach dem Zweiten Weltkrieg zu untersuchen, die mit dem Siegeszug des Diapositivfilms „Kodachrome“ verbunden ist, der Farbbilder für die breite Bevölkerung erschwinglich machte. Unzählige fotografische Familienchroniken sind mit diesem Medium des analogen Films entstanden, bevor die digitale Revolution auch die Familienfotografie erfasst hat.
Tatsächlich zeigt die Ausstellung nur zwei Familien – die Bauer- und die Jones-Familie. Erstere ist in Colorado auf einer Farm beheimatet und wir sehen vor allem Bilder eines Familienfestes (wahrscheinlich ein jährlich stattfindendes großes Familientreffen) – zumeist in Form von Porträts.
Die Bilder der Jones-Familie sind thematisch umfassender; hier gelang es den kompletten fotografischen Nachlass der Familie zu erwerben. Wir sehen die Familien altern, Feste feiern aber auch durch Krisen gehen (Krankenhausaufenthalt des Vaters). Wir sehen sie im Ferienhaus auf dem Land, mit dem Hund in ihrer städtischen Nachbarschaft, auf Reisen.
Die ausgestellten Fotografien zeigen vor allem einen Wandel in der Darstellung der Familie von einer sehr formalen, auf Porträts zugeschnittenen, semi-professionellen Fotografie, in der es die Familie fotografisch vor allem nach außen zu repräsentieren galt (ein eher „männlicher“ Sinn der Familienfotografie), zu einer immer stärker das innere Familienleben und seine emotionalen Höhepunkte und auch Krisen dokumentierenden Praxis (ein eher „weiblicher“ Sinn von Familienfotografie).