Narratives of American Art
Konferenzrückblick I
"Narratives About American Art" (24. bis 26. Mai 2007)
Warum hat die amerikanische Malerei vor 1945 bisher so (vergleichsweise) wenig Beachtung gefunden, obwohl sie eine Reihe bemerkenswerter Schulen (darunter die Hudson River School, den Luminismus, die Ash Can School, die Cosmopolitans, den Präzisionismus und den Regionalismus) ausgebildet und außergewöhnliche Maler (wie Copley, Cole, Church, Homer, Eakins, Ryder, Marsden Hartley, Sheeler, Lawrence) hervorgebracht hat?
Um diese Frage zu beantworten, setzte unsere Konferenz auf einer grundlegenden theoretischen Ebene an: Bilder erhalten ihre kulturelle und ästhetische Bedeutung immer erst aus umfassenderen Erzählungen, durch die ihnen ein bestimmter Stellenwert in einer historischen Entwicklungslinie, einem kulturellen Kontext oder einem ästhetischen Feld zugewiesen wird.
Die Konferenz stellte vier dieser Narrative in den Mittelpunkt, die sich in der amerikanischen Kunstgeschichtsschreibung und in den American Studies als besonders einflussreich erwiesen haben: auf der einen Seite der amerikanische Exzeptionalismusund Versuche einer sozial- bzw. kulturgeschichtlichen Kontextualisierung; auf der anderen Seite aktuelle Alternativen wie das neue Gebiet der „Visual Culture Studies“ (Bildwissenschaft) und transnationale Erklärungsmodelle als Ausweitung eines strikt nationalgeschichtlichen Verständnisses der amerikanischen Malerei.
Alle Ansätze wurden auf der Konferenz von gegenwärtig führenden Vertretern der amerikanischen Kunstgeschichtsschreibungvorgestellt und diskutiert, viele von ihnen aus den USA. In Abrundung der Fachdebatte fand eine Abschlussdiskussion „Curating American Art“ in der Akademie der Künste am Pariser Platz statt, auf der europäische Kuratoren, die durch die Organisation von Ausstellungen der amerikanischen Malerei vor 1945 hervorgetreten sind, ihre Erfahrungen austauschen konnten.
Die Konferenz wurde ermöglicht durch einen Grant der amerikanischen Terra Foundation for American Art, einer Stiftung, die sich der Förderung der Beschäftigung mit der amerikanischen Malerei verschrieben hat. Die Konferenz war die erste ihrer Art in Europa und in den europäischen American Studies. Aufgrund ihrer theoretischen Fragestellung und des über Erwarten starkenInteresses amerikanischer Kunstwissenschaftler gilt sie als ein Meilenstein in der weiteren Theoretisierung einer wissenschaftlichen Beschäftigung mit der amerikanischen Malerei.
(Winfried Fluck)