Abteilung Geschichte
Nicht nur wegen des neuen Gastprofessors Alexander Freund oder wegen des kanadischen Nationalfeiertags spielte Kanada im Sommersemester eine herausragende Rolle in den Vortrags- und Veranstaltungsaktivitäten der Mitglieder der Abteilung Geschichte.
Frauke Brammer hielt auf der Graduiertenkonferenz des Nachwuchsforums der Gesellschaft für Kanadastudien einen Vortrag mit dem Titel „A Little More Important Than Ping Pong Diplomacy: Canadian-German Relations in the Era of Ostpolitik”. Seit Juni ist Alexander Freund an der Abteilung zu Gast. Er lehrt Geschichte an der University of Winnipeg (Manitoba, Canada) und ist Inhaber des kanadaweit einzigen Lehrstuhls für German-Canadian Studies. Sein Forschungsschwerpunkt ist deutsche Auswanderung nach Kanada, besonders im 20. Jahrhundert und die Erinnerungskultur deutscher Migrantinnen und Migranten.
Das Forschungsprojekt „Die transatlantische Telegrafenverbindung und die Verkabelung der Welt: Kulturelle Netzwerke und epistemische Gemeinschaften im maritimen Raum” hat unter der Leitung von Michaela Hampf seine Arbeit aufgenommen. Das Teilprojekt ist an der DFG-Forschergruppe 955 “Akteure der kulturellen Globalisierung, 1860-1930” angesiedelt und wird von Simone Müller bearbeitet, die eigens dafür aus Franken ans John-F.-Kennedy-Institut gekommen ist. Lange überlegen musste sie jedoch nicht, als das Angebot aus Berlin kam. Hier am Institut faszinieren sie vor allem die interdisziplinäre Struktur im Rahmen der Nordamerikastudien, die vielfältigen Forschungsinitiativen und Vorträge, sowie die hervorragende Ausstattung der Bibliothek. Im Rahmen des Projektes freut sie sich vor allem auf die fach- wie raumübergreifende Zusammenarbeit innerhalb der Forschergruppe, sowie auf die Herausforderung der Bearbeitung einer transatlantischen Fragestellung unter kulturwissenschaftlichem Blickwinkel. In ihrer Freizeit verbringt die Neu-Berlinerin viel Zeit damit, die Stadt in ihrer kulturellen Vielfalt zu erkunden, wie auch sich ihrer zweiten Verpflichtung – dem Thema Menschenrechte zu widmen. Schließlich, wenn noch etwas Zeit bleibt, hat sie sich das Ziel gesetzt, die polnische Sprache zu meistern.
Michaela Hampf ist auch Sprecherin des DFG-Netzwerks „Körper in den Kulturwissenschaften”, einem interdisziplinären Zusammenschluss, der sich darum bemüht, die unterschiedlichen Konzeptionen und Begriffe von und darüber hinaus kursieren, kritisch zueinander in Bezug zu setzen. Ziel des Projekts ist die Publikation eines „Kompendiums Körper in den Kulturwissenschaften“ das einen Beitrag zur gesellschafts- wie wissenschaftspolitisch notwendigen Kommunikation zwischen Kulturwissenschaften einerseits und Bio- bzw. Naturwissenschaften andererseits leisten soll.
Michaela Hampf hat auf der Tagung „Forschung über das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück unter Einbeziehung der Kategorie Geschlecht“ einen Vortrag mit dem Titel “’Why we don’t like skirts’: Einschlüsse, Ausschlüsse und Selbsttechniken durch Uniformierung” gehalten. Auf der Konferenz “Divided We Stand/United We Fall: Perspectives on Inclusions and Exclusions in America” leitete sie die Sektion Militarism and Empire.
Jan Heine, der im Sommersemester Petra Dolata-Kreuzkamp vetrat, betreut weiterhin die Sammlung Auswandererbriefe aus Nordamerika. Diese Materialien stehen ausdrücklich auch sowohl für die Lehre als auch für Seminar- und Abschlussarbeiten zur Verfügung.
Nadine Klopfer hielt am 8. 7. im Forschungskolloquium zur modernen Stadtgeschichte des Center for Metropolitan Studies an der TU Berlin einen Vortrag mit dem Titel „Clean Up: Stadtplanung und Stadtvisionen in New Orleans, 1880er bis 1920er Jahre“. Sie veranstaltete auch vom 13.-15. Juni zusammen mit Michael Hochgeschwender von der LMU München einen graduate student workshop zum Thema „Québec-Canada: Cultural Perspectives on the 20th Century“, im Rahmen dessen auch Frauke Brammer einen Vortrag hielt. Der workshop wies nicht nur ein exzellentes Betreuungsverhältnis auf – acht Studierende und zwei Lehrende – sondern war auch sehr ergiebig, weshalb das Fazit auf jeden Fall lautet: to be repeated!
Aus Anlass nicht nur des Canada Day sondern auch der Verabschiedung des kanadischen Botschafters, S.E. Paul Dubois, der in diesem Jahr Berlin verlassen wird, besuchte Nadine Klopfer mit einer Gruppe Studierender am 1. Juli einen Empfang in der kanadischen Botschaft.
In der von der Stiftung Luftbrückendank geförderten losen Vorlesungsreihe „Places of Memory“ sprach im November die Journalistin Diane McWhorter (New York, z. Z. American Academy, Berlin) über ihre schriftstellerische Auseinandersetzung mit ihrer Heimatstadt Birmingham, Alabama. Die Recherchen zu ihrem Buch „Carry Me Home: Birmingham, Alabama - The Climactic Battle of the Civil Rights Revolution“, das 2002 mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet wurde, führten sie über zehn Jahre hinweg immer wieder an Erinnerungsorte die oft aufs engste mit der eigenen Familiengeschichte verzahnt waren. Außerdem erinnerte in dieser Reihe der Publizist Richard Reeves (University of Southern California), selbst im Besitz einer Pilotenlizenz, an die 324 Tage der Luftbrücke. Den Abschluss der Reihe bildete der Historiker Robert R. Weyeneth (University of South Carolina), der über die Konstruktion von public memory an historischen Stätten sprach. Im Rahmen der Ernst Fraenkel Lectures hielt im Juni der renommierte Umwelthistoriker William Cronon (Frederick Jackson Turner Professor of History, Geography and Environmental Studies, University of Wisconsin-Madison) einen Vortrag mit dem Titel „Telling Tales on Canvas: Landscapes of Frontier Change“.
Eine Reihe von Gastrednern bereicherten das Programm des Forschungs- und Examenskolloquiums und anderer Lehrveranstaltungen. Toni Fine (Fordham University) sprach über die Präsidentschaftswahlen im November. Wolfgang Helbich (Schnepfenthal), einer der Begründer der Forschung mit und zu Auswandererbriefen hielt einen Vortrag über die Spezifika dieser Selbstzeugnisse als „Text oder Quelle?“. Jack P. Greene (Johns Hopkins University) hielt einen Vortrag mit dem Titel “Reformulating Englishness: Cultural Adaption and „Provinciality“ in the Construction of Corporate Identity in Colonial British America”. Zum Vortrag von Stephen Inglis vom Canadian Museum of Civilization, konnte die Abteilung Geschichte auch zahlreiche “Nachbarn”, Gäste von den ethnologischen Museen Dahlem begrüßen, die nach seinem Vortrag “Museums and Communities: The National and the Nations” angeregt mit Stephen Inglis diskutierten und für die universitären Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Teil neue Fragen aus der Museumspraxis aufwarfen. Timothy Kaposy (McMaster University, z. Z. Universität Bonn) präsentierte seine jüngste Forschung zum Hafen von Halifax, Nova Scotia, „Immediate Abundance and the Scale of Dispossession: A Brief History of Halifax, Nova Scotia“. Den Abschluss bildete Fulbright Fellow Daniel J. Leab (Seton Hall University) mit seinem Vortrag „How Comics Fought the Cold War”.