Irwin Collier ist neuer Lehrstuhlinhaber in der Abteilung Wirtschaft
Seit April hat die Abteilung Wirtschaft am JFKI einen neuen Professor: Irwin Collier, Ph.D. Der gebürtige Amerikaner hat es auf seinem Weg ans JFKI immer wieder geschafft, zur rechten Zeit am richtigen Ort zu sein, ob als Rasenpfleger in Bretton-Woods, Praktikant in Washington oder beim Mauerfall in Berlin. Für das Institut kann sein Zugang also nur bedeuten, dass Großes bevorsteht.
Irwin Collier wurde am 14. August 1951 im Mittleren Westen der USA geboren. Seine Familie arbeitete für General Motors in Flint, Michigan und zog später nach Indianapolis und nach Cleveland. Das Aufwachsen zwischen Industrieromantik und Suburbs machen ihn zu einem typischen Vertreter der Babyboomer-Generation.
Colliers Universitätslaufbahn begann in Yale. Um für seine Studiengebühren aufzukommen, arbeitete er als Schuhverkäufer in einem Einkaufszentrum, als Hilfsarbeiter in einer Fabrik, und als Möbelpacker und Gärtnergehilfe, ausgerechnet im Urlaubsresort in Bretton-Woods, New Hampshire, das einer ganzen wirtschaftspolitischen Epoche seinen Namen lieh. Ähnlich vielseitig war die Kurszusammenstellung seines Wirtschaftsstudiums, die vom Verfassungsrecht der USA über die politische Philosophie bis zum französischen Theater reichte.
Zu Beginn der 70er Jahre war Collier Praktikant in Präsident Nixons Council of Economic Advisers – genau zur Zeit des Watergate-Skandals. Später wurde ihm das National Science Foundation Graduate Student Fellowship zugesprochen und er wurde Doktorand am Massachusetts Institute of Technology. Im Rahmen seines Fellowships besuchte er zudem jeden Sommer Deutsch-Intensiv-Kurse, und 1978 ging dann für sieben Monate als Austauschwissenschaftler in die DDR. Collier forschte an der Akademie der Wissenschaften und lernte eine Wissenschaftlerin kennen, mit der er sich verlobte. In dieser Zeit hatte er seine erste akademische Stelle am Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin und arbeitete er an seiner Dissertation für das MIT, bis seine Verlobte 1979 ihr Ausreisevisum erhielt.
Zurück in den USA nahm Collier zunächst eine Stelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Prof. Albert Hirschmann in Princeton an. Dann ging es weiter an die University of Texas, wo er sich an der auf komparative ökonomische Analyse spezialisierte, insbesondere auf den Vergleich von ost- und westdeutschen Konsumwerten. Dank eines Forschungsstipendiums der Volkswagenstiftung hielt Collier sich 1989/90 in Berlin auf – und konnte so den Fall der Mauer miterleben.
Einige Jahre später bewarb er sich auf eine Stellenanzeige der FU Berlin im Economist und wurde im Juni 1994 an das Institut für öffentliche Finanzen und Sozialpolitik berufen. Bis 2007 hielt er dort Vorlesungen zum Wohlfahrtsstaat und Sozialpolitik, internationalem Handel, Makroökonomie und zur Ökonometrie. Engerer Kontakt zum JFKI entwickelte sich durch seine Mitarbeit als externe Lehrkraft an der Graduate School of North American Studies. Der Wunsch nach einem Wechsel hierher war von zwei Aussichten bestimmt: Teil einer Forschergemeinschaft werden, die ganz im Zeichen der liberalen Tradition der besten amerikanischen Universitäten steht; und der Attraktivität eines Programms, das sich der historischen Entwicklung der modernen analytischen Forschung widmet.
Professor Collier ist verwitwet, sein Sohn Martin promoviert in dynamischer Geochemie an der Columbia University, seine Tochter Stephanie studiert Medizin an der Ben-Gurion-Universität an der Negev in Beer-Sheva, Israel. In Berlin hat er neuerlich das Beziehungsglück mit Prof. Dr. med. Isabella Heuser, Direktorin der Klinik und Hochschulambulanz für Psychiatrie und Psychotherapie am Charité Campus Berlin, gefunden. Zusammen genießen beide das intellektuelle und kulturelle Leben der Stadt oder die Zeit auf ihrer in der Nähe von Friedrichshagen gelegenen „Ranch“ (oder genauer: ihrem Kleingarten), um dort den Rosenduft zu genießen und – mal wieder – zur rechten Zeit am richtigen Ort zu sein.
(Kolja Langnese)