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Heritage United Methodist Church

 

Feldbericht von Matthias Gutschmidt

(Aufenthalt: 8.-12. April 2006)

 

INHALT:

  1. Aktivitätsspiegel
  2. Heritage United Methodist Church
  3. Die Rolle des Pastors
  4. Stephen Ministry
  5. Die Pre-School
  6. Fazit

 

1. Aktivitätsspiegel

Samstag (08.04.2006):

  • 10-16 Uhr: Teilnahme an einem Modul der Ausbildung von Gemeindemitgliedern im Rahmen des Stephen Ministers Programm, Kennenlernen von Programminhalten und Ablauf, Einzelgespräche mit Gruppenmitgliedern und Kursleitung über Bedeutung des Programms innerhalb der Gemeinde
  • 16-17 Uhr: Erkundung von Räumlichkeiten und Umgebung

Sonntag (09.04.2006):

  • 8.30 Uhr: Treffen mit Pastor Dennis Lipke
  • 9-10 Uhr: Teilnahme Discovery Worship Service
  • 10-11 Uhr: Teilnahme Adult Sunday School Bible Study
  • 11-12 Uhr: Teilnahme Traditional Worship Service
  • 13-14 Uhr: Teilnahme Graduation Service für Stephen Minister Class 2006
  • 14.30-15.30 Uhr: Aufzeichnung Interview mit Danny und Adam (aus Stephen Minister Gruppe)
  • 16-17 Uhr: Gespräche mit Gemeindemitgliedern, Fotodokumentation

Montag (10.04.2006):

  • 8.30-10 Uhr: Teilnahme an Methodist District Meeting, Präsentation von George Freeman über die Entwicklung der World Methodist Church

Dienstag (11.04.2006):

  • 10-11.30 Uhr: Einführung in die Pre-School der HUMC, Gespräch mit Leiterin und Erzieherinnen, Begleitung der Kinder beim Spielen und Unterricht
  • 12-12.30: Einzelgespräch mit Danny (aus Stephen Minister Gruppe) bei Malerarbeiten an Kirchengebäude
  • 13-13.30: Fotodokumentation
  • 19-20.30: Teilnahme Bible Study mit Pastor Lipke

Mittwoch (12.04.2006):

  • 14-15 Uhr: Aufzeichnung Interview mit Pastor Lipke
  • 15-15.30 Uhr: Gespräch mit Gemeindemitglied auf Fahrt zur Mall

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2. Heritage United Methodist Church

"We exist to glorify God, to make disciples of Jesus Christ and to send disciples in ministry according to their call." (Mission Statement)

Gegründet am 28. April 1985 ist die Heritage United Methodist Church (im Folgenden HUMC) das Resultat einer Fusion zwischen der Brookville United Methodist Church und der Memorial United Methodist Church, welche durch ein Feuer im Jahre 1983 zerstört wurde. Der Namenszusatz "Heritage" soll auf die gemeinsamen 125 Jahre Kirchengeschichte und den Zusammenhalt beider Gemeinden hinweisen. Der Gebäudekomplex der Kirche, bestehend aus Kirchenschiff, Seitengebäuden, Turnhalle, Parkplätzen und Grünflächen, befindet sich auf 25 acres Land im Eigenbesitz der Gemeinde. Die derzeitige Leitung unterliegt Pastor Dennis Lipke, er ist der fünfte Pastor seit der Neugründung. Es besteht der Plan in unmittelbarer Zukunft einen zusätzlichen Pastor zur Unterstützung einzustellen.

Herzstück der Bauten ist die in Kreuzform errichtete sanctuary mit einem imposanten Kirchturm, der die umliegenden Gebäude bei weitem überragt. In der Nähe der Kirche befindet sich "Heart Heavens," ein Heim für geistig behinderte Personen, das von der "Virginia Conference of the United Methodist Church" unterhalten wird.

In der Gemeinde selber ist eine Pre-School (für Kinder von 2 ½ - 5 Jahren) integriert, die Turnhalle mit Basketballanlage und die Außensportplätze sind offen für die umliegende Nachbarschaft.

Das Mission-Statement der Gemeinde hebt neben der Hinwendung zu einem Gotterfüllten Leben vor allem den Missionsgedanken hervor. Daneben, wie ich aus einem Gespräch mit Pastor Dennis Lipke erfahren habe, steht quasi als inoffizielles Mission-Statement der Gedanke der regen innerkirchlichen Mitarbeit der Gemeindemitglieder. (Zitat: „Everyone is a minister“) Die HUMC wird meiner Meinung nach diesem zentralen Anspruch durchaus gerecht, das Gemeindeleben kann als vital und facettenreich beschrieben werden.

Der Fokus meines Berichts wird im Folgenden den Rahmen konkreter Gemeindearbeit behandeln, da im Verlauf meines Aufenthalts in der HUMC hier die meisten sozialen Kontakte zwischen Gemeindemitgliedern und mir stattgefunden haben und ich den Schwerpunkt meiner Beobachtungen und Nachforschungen bewusst auf diesen Aspekt des Gemeindelebens gelegt habe. Hierbei werde ich neben der Rolle des Pastors vor allem auf zwei die Gemeinde tangierende Projekte eingehen, die, meiner Meinung nach, eine zentrale Stellung für die Selbstdefinition der Gemeinde und die soziale Interaktion von Gemeindemitgliedern einnehmen. Es handelt sich hierbei um das in der Gemeinde integrierte Stephen Ministries-Programm und die Pre-School.

Eine meiner zentralen Thesen zum Aufenthalt in der HUMC lautet, dass das Funktionieren der Gemeinde im Kontext des Gemeindelebens vor allem durch ein stark entwickeltes  Laienengagement und den daraus resultierenden gefestigten persönlichen Bindungen getragen wird. Bevor ich anhand der gewählten Beispiele einzelne Aspekte dieser These darstellen will, soll zunächst zur besseren Übersicht eine kurze strukturelle Einordnung der Gemeinde erfolgen.

Mit etwa 1200 Mitgliedern gehört die HUMC zu den größeren methodistischen Kirchen der Stadt. Die Gemeinde verzeichnet keine signifikanten Zuwachsraten mehr, sie hält allerdings ihre Mitgliederzahl relativ konstant. In der weniger als einjährigen Aufenthaltszeit von Pastor Lipke traten etwa 30 Personen der Kirche bei. Das ist nicht viel, andererseits gilt es die besondere regionale Situation in Lynchburg und Umgebung mit einer auffällig hohen Kirchendichte zu beachten. (Zitat: „Lynchburg is a heavily churched city“) Nach eigener Einschätzung des Pastors sollte die Kirche mehr wachsen um „im Geschäft zu bleiben“, dies soll vor allem durch ein verstärktes „outreach“, auch in stadtferne Gebiete, geschehen und wird weniger durch biologisches Wachstum in Form von Zuwachs durch Mitgliedschaft von Nachkommen der Gemeindemitglieder angenommen.

Die von mir besuchten Gottesdienste waren mit etwa 85 % Auslastung der sanctuary sehr gut besucht, allerdings spielt hier sicherlich auch der Aspekt der Osterwoche als Zeitpunkt meines Besuches eine Rolle. Durchschnittlich besuchen etwa je 400 Menschen die beiden Gottesdienste am Sonntag.

Die Gemeinde besteht fast ausschließlich aus Weißen, Pastor Lipke bezeichnet seine Gemeinde als einen Mix aus „blue collar“ und „white collar“ Mitgliedern. In der Tat konnte ich bei den beiden Sonntagsgottesdiensten eine Zunahme förmlicherer Kleidung beobachten, jedoch blieb das Bild durchaus gemischt. Es sind viele ältere Menschen aber auch einige Familien anzutreffen.

Bevor ich nun im Rahmen dieses Berichtes fortfahre, sei ein kurzes Wort zu meiner Rolle als teilnehmender Beobachter und meinen Erfahrungen als solcher erlaubt. Durch die im Vorfeld des Gemeindeaufenthalts erfolgte Kontaktaufnahme war die Gemeindeleitung zwar auf mein Kommen vorbereitet, weniger jedoch auf meine konkrete Rolle während des mehrtägigen Aufenthaltes. Dies stellte sich nicht als Nachteil heraus, da ich relativ autonom und auf „day-to-day“ Basis entscheiden konnte an welchen Aktivitäten ich teilnehmen wollte und welche Gemeindemitglieder ich näher befragen wollte.

Insgesamt stellte sich die Gemeinde mir gegenüber als überaus gastfreundlich und offen dar. Ich wurde durchgehend zum Essen eingeladen und mir wurde auf Wunsch in sämtliche Bereiche Einblick gewährt. Mein Auftauchen in der Gemeinde blieb somit nicht lange unerkannt. Mehrmals wurde ich direkt von Gemeindemitgliedern angesprochen, teilweise nach gezielter Suche. Die interne Kommunikation der Gemeinde hat in diesem Punkt sehr gut funktioniert, da ich von Beginn an von mir fremden Personen erkannt und angesprochen wurde.

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3. Die Rolle des Pastors

Zum Zeitpunkt meines Besuchs leitete Pastor Dennis Lipke die HUMC seit weniger als einem Jahr. Seine Rolle und Aufgaben in der Gemeinde bezeichnete er mit den folgenden Punkten: Predigen, Lehren und Verwalten. Als Hauptaufgabe sah er allerdings an, die bestehende und selbstständige Laienarbeit in der Gemeinde nach Kräften auszurüsten und zu unterstützen. Das historisch gewachsene System der hohen Fluktuation in der Gemeindeleitung in der methodistischen Kirche sah er prinzipiell als Stärke an, da Ermüdungserscheinungen zwischen Gemeinde und Pastor vermieden würden und neu eingesetzte Pastoren ihre speziellen Fähigkeiten für die jeweils spezifischen Bedürfnisse einer Gemeinde einbringen könnten.

Dies würde seiner Meinung nach die Nachteile dieses Systems, bestehend aus Problemen der Einarbeitung und der Belastung des Familienlebens des Pastors aufwiegen, Nachteile die Pastor Lipke übrigens in gleicher Weise auch für andere Berufsgruppen sieht. Pastor Lipke sieht seine Aufgabe in der HUMC noch nicht als erfüllt an, darum möchte er noch länger in seiner derzeitigen Position verbleiben. Er hofft mit dem bestehenden guten Laienengagement und zukünftigen extra Personal das Wachstum und die Stärke der Gemeinde auch für die Zukunft abzusichern. Obwohl er und seine Frau bereits das Rentenalter erreicht haben, sehen sie ihre Zukunft in der Missionsarbeit. Dabei sind sie sehr offen für neue Betätigungsfelder.

In Fragen der Kirchenentwicklung sieht Pastor Lipke seine Gemeinde nicht in direkter Konkurrenz zu anderen Denominationen und Gemeindeformen wie zum Beispiel der Mega-Church von Jerry Falwell. Er erkennt aber durchaus an, dass in der Vergangenheit verschiedene Denominationen, besonders die Pfingstkirchen, auf Bedürfnisse und Wünsche der Gläubigen in besonderer Art und Weise reagiert haben und das zum Beispiel die First Baptist Church in Verbindung mit der Liberty University eine zentrale Stellung in Lynchburg einnimmt. Er steht diesen Gemeinden aber auch in einzelnen Punkten, wie deren mangelnder Einstellung zu sozialem Engagement, durchaus kritisch gegenüber. Allgemein konstatiert er, dass auch die methodistische Kirche und andere mainline Kirchen auf Entwicklungen flexibel reagieren mussten, zum Beispiel in Fragen der musikalischen Begleitung in den Gottesdiensten. In Glaubensfragen will Pastor Lipke nicht aus einem Zustand der Perfektion predigen (Zitat: “we are all wounded healers and have a brokenness in us“) und sieht die Beziehung zu Menschen in Notlagen als zentralen Ort der Verkündigung des Evangeliums.

In Fragen der derzeitigen „wedge issues“, welche die Kirchen in den USA beschäftigen, hält Pastor Lipke den Einfluss der Massenmedien für sehr wirkungsmächtig und teilweise bedenklich. Er selbst bezieht keine Stellung zu politischen Themen in der Kanzel, wohl aber äußerte er sich durchaus kritisch über Missstände in Fragen christlicher Lebensführung, so zum Beispiel in seiner Palmsonntagspredigt.

Im Folgenden will ich nun zu meinen Erfahrungen in der Gemeinde kommen. Der erste Tag meines Gemeindeaufenthaltes war ein Samstag, ein Tag an dem sehr wenige Aktivitäten in der Gemeinde anfielen. Allerdings hatte ich die Möglichkeit an einer Sitzung des Stephen Ministry- Programms teilzunehmen, was ich im Folgenden näher erläutern will.

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4. Stephen Ministry: "You are the care giver – HE is the cure giver!"

Stephen Ministries[1], eine landesweite interdenominale Organisation, gegründet von Kenneth C. Haugk, hat eine breite Basis in der HUMC gefunden. Das Stephen Ministry-Programm der Laienarbeit im seelsorgerischen und therapeutischen Bereich verfolgt das Ziel, Personen in einer ernsten Lebenskrise Unterstützung durch intensive persönliche Betreuung zukommen zu lassen. Dies geschieht im Rahmen einer „eins zu eins“ Betreuung der Personen durch einen ausgebildeten Stephen Minister.

Solch eine Krise kann zum Beispiel Krankheit, Suchterfahrungen, Arbeitslosigkeit, das Durchleben einer Scheidung, anderer familiärer Probleme oder auch nur Einsamkeit und Enttäuschung sein. Das Programm basiert auf der Prämisse christlicher Nächstenliebe als Interesse und Dienst am anderen. Der christliche Ansatz stellt den Leitfaden durch das Programm dar. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass das Programm den Pastor in seinen seelsorgerischen Pflichten entlastet und zusätzlich dazu beiträgt den Zusammenhalt der Gemeinde zu stärken.

Kurz zum Ablauf der Betreuung. Ein Gemeindemitglied oder eine Person außerhalb der Gemeinde wendet sich mit seinem Problem an den Pastor, dieser leitet den Fall an einen Stephen Leader (eine weitere Ausbildungsstufe über dem Stephen Minister) weiter, zusammen suchen beide einen geeigneten Stephen Minister aus, der dann die Betreuung übernimmt. Dabei werden einige grundlegende Prämissen beachtet:  Zum Beispiel Geschlechtertrennung, Anonymität, Selbstevaluation und das mögliche Zusammenstellen von Betreuer und Problemfall nach ähnlichen Lebenserfahrungen.

Die Auswahl geschieht sehr sorgsam und im Rahmen von festgelegten Parametern, um den Grundstein für einen möglichst positiven Verlauf der Betreuung zu legen. Die zukünftigen Stephen Minister unterziehen sich einer über 60 Stunden dauernden Ausbildung über etwa ein halbes Jahr verteilt. Das Engagement als Stephen Minister ist freiwillig und ehrenamtlich und teilweise mit enormen zeitlichen und emotionalen Belastungen auf Seiten des Stephen Ministers verbunden. In der HUMC gibt es über 90 Stephen Ministers, auf die Gemeindegröße bezogen eine sehr hohe Zahl. Das Programm ist auch in anderen Gemeinden der Stadt integriert  - allerdings oftmals nur von kurzer Dauer. An der HUMC hingegen ist die Arbeit der Stephen Ministers nun schon seit 10 Jahren ein fester Bestandteil der Gemeindearbeit.

Ich hatte die Möglichkeit an einer der letzten Vorbereitungssitzungen für die diesjährige Klasse neuer Stephen Minister an der HUMC teilzunehmen und deren Graduierung zu verfolgen. Die Klasse bestand aus 6 Personen, dem Ehepaar John und Jane, Rich, Danny, Cathy und Adam. Die diesjährige Klasse war insofern bemerkenswert, da der Anteil der Männer, sonst im Programm eher unterrepräsentiert, sehr hoch war und die Altersunterschiede (von Adam mit etwa 20 Jahren zu Rich mit über 70 Jahren) hervorstachen.

Grundsätzlich hatte jeder der Teilnehmer eine bestimmte Motivation an dem Programm teilzunehmen, von einschneidenden Lebenserfahrungen- und krisen im Sinne einer Konversionserfahrung, über eigene positive Erfahrungen mit dem Programm, einem subjektiven Gefühl der Berufung, bis zur Suche nach einer persönlichen Herausforderung. Die Ausbildung erfolgt anhand standardisierter zentraler Unterrichtsmaterialien und ist in Modulen aufgebaut. Sie umfasst Textlektüre, Vorträge, Videobeispiele und Rollenspiele zur Simulation späterer sozialer Begegnungen mit dem zu Betreuenden.

Immer wieder wird die Beziehung von „care giver“ und „care receiver“ betont, das Betreuungsverhältnis ist zeitlich zunächst unbegrenzt, der Fortschritt wird dokumentiert und innerhalb der Gruppe der Stephen Minister evaluiert. Dafür gibt es umfangreiches Material in Form von Fragebögen, Kontaktlisten und Verlaufsnotizen.

Trotz der auffälligen Unterschiede in Alter, Herkunft und Lebenserfahrung der Teilnehmer am Programm, war innerhalb der Gruppe ein deutlicher Zusammenhalt zu spüren. Dies zeigte sich besonders im Rahmen der letzten Sitzung, der ich beiwohnte.

Was sich an diesem Beispiel zeigt ist die besondere Rolle des Laienengagements in dieser methodistischen Kirche. Aufgrund des historisch gewachsenen Verhältnisses zwischen Pastor und Laien, geprägt durch die jeweils nur kurze Verweildauer eines Pastors in einer bestimmten Gemeinde und der damit einhergehenden zentralen Stellung der Laienarbeit, stellt die konkrete Teilnahme des Einzelnen am Gemeindeleben eine besondere Notwendigkeit und Herausforderung dar.

Dabei besteht die Tendenz, wie mir Pastor Lipke mitteilte und wie ich selbst erleben konnte, dass Gemeindemitglieder die projektorientierte Mitarbeit, vor allem im Rahmen von Mission und internen Gemeindeaktivitäten, der administrativen Mitarbeit in Kirchengremien vorziehen. So hat sich zum Beispiel in Folge der Hurrikan Katrina Katastrophe in der Gemeinde eine starke Aktivität entwickelt. Bereits fünf Missionsteams sind aus der Gemeinde in die zerstörte Region der Gulf Coast entsandt worden, in denen sich einzelne Gemeindemitglieder an Wiederaufbauprojekten beteiligen. Solche und ähnliche Projekte werden auch finanziell von der Gemeinde unterstützt.

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5. Die Pre-School

Das Beispiel der Pre-School in der HUMC zeigt, wie sich der Gedanke einer christlichen Lebensführung in das alltägliche Leben integriert und auf welche Weise die Gemeinde davon profitiert.

Die Pre-School ist der Teilbereich in der HUMC welcher das stärkste Wachstum aufweist. Zum Zeitpunkt meines Aufenthaltes wurden dort 124 Kinder im Alter von 2 ½ bis 5 Jahren durch 16 Personen betreut. Die Pre-School besteht seit 16 Jahren in der Gemeinde und begann mit 20 Kindern. Durch die Expansion der Pre-School wurde ein neuer Gebäudeteil bezogen, bei weiterem Wachstum ist eventuell der Bau eines weiteren geplant. In naher Zukunft sollen auch die Betreuungszeiten auf den Nachmittag ausgedehnt werden.

Die Gemeinde hat ein Pre-School managing board in dem Eltern und Gemeindemitglieder vertreten sind. Die Pre-School in der HUMC genießt einen sehr guten Ruf in der Umgebung. Die Kinder lernen dort Grundlagen wie den Umgang mit Farben und Formen, die älteren werden zur Vorstufe des Lesens geführt.

Ihrem Alter entsprechend sind die Kinder in 2 Gruppen eingeteilt. Für die Eltern bietet die Pre-School eine willkommene Entlastung in ihrem Tagesablauf und eine Alternative zum Babysitter. Die christliche Ausrichtung der Einrichtung wird dabei je nach familiärem Hintergrund als entscheidender Faktor bis zusätzlicher Bonus angesehen. Die Einkommensverhältnisse der Eltern sind sehr unterschiedlich, von sehr wohlhabenden bis zu ärmeren Familien. Die Pre-School vergibt auch wenige Stipendien, die Kindern aus sozial schwachen Familien die Teilnahme ermöglichen.

Die Betreuung und der Unterricht sind nach christlichen Prinzipien ausgerichtet, jedoch nicht ausschließlich nach methodistischen Doktrinen. Es steht eher ein allgemeiner christlicher Wertehintergrund im Zentrum. Das Personal ist durchweg weiblich und hat einen erzieherischen und durchweg christlichen Hintergrund. Im Gespräch mit der Leiterin des Programms wurde mir berichtet, dass Teile des Personals einen beruflichen Hintergrund in staatlichen Pre-schools hat, jedoch die Arbeit in der HUMC Pre-school vorzieht. Dafür nehmen sie sogar Gehaltseinbußen in Kauf.

Bibelgeschichten sind Teil des Unterrichts, christliche Lehren werden den Kindern auch in der Konfliktlösung vermittelt nach Art: "Wie würde Jesus wollen, das du dich in dieser Situation verhältst?" Im Gespräch mit der Leiterin und dem Personal der Pre-School wurde mir mitgeteilt, dass ihrer Ansicht nach Kinder in der heutigen US- Gesellschaft bereits einem starken Leistungsdruck ausgesetzt sind und eine Erziehung nach christlichen Grundsätzen uneingeschränkt positiv zu bewerten ist. Das hierbei entworfene Familienbild war eher traditionell, mit dem Mann als berufstätigem Fürsorger und der Frau in der erziehenden Rolle. Die Pre-School kann zu einer Bindung der Familien an die Gemeinde führen, muss dies aber nicht zwangsweise. Sie stellt vielmehr ein an die Gemeinde angegliedertes Angebot einer christlich orientierten Dienstleistung dar, die zumindest von den Beteiligten gegenüber anderen, zum Beispiel staatlichen, als überlegen empfunden wird.

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6. Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Selbstbild der HUMC als aktive und „funktionierende“ Kirche mit meinen Beobachtungen grundsätzlich übereinstimmt. Einschränkend dazu muss bemerkt werden, dass ich vor allem mit sehr aktiven Gemeindemitgliedern und der Kirchenleitung interagiert habe und aufgrund der Größe der Gemeinde und der zeitlichen Beschränkung meines Aufenthalts kein vollständigeres Bild vermitteln kann. Dennoch erschien mir das Aktivitätsniveau der Gemeinde sehr hoch, nicht nur aufgrund der Anzahl der vielfältigen Optionen zur individuellen Integration in das Gemeindeleben, sondern vor allem durch die Intensität der sozialen Begegnungen in diesen Aktivitäten. Dabei zeigt sich die Kirche gewillt, bestimmten allgemeinen gesellschaftlichen und religiösen Entwicklungen Rechnung zu tragen, ohne allerdings von ihrem zentralen Anspruch einer christlich durchdringenden Lebensführung abzuweichen.

 

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[1] Die Bezeichnung Stephen bezieht sich hierbei auf den heiligen Stephanus. Dieser war Diakon der Gemeinde von Jerusalem.