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Redeemer Presbyterian Church

Redeemer Presbyterian Church

 

Feldbericht von Katja Brömel

(Aufenthalt: 9.-12. April 2006)

 

INHALT:

  1. Die Presbyterianischen Kirchen
  2. Aktivitäten während des Aufenthalts
  3. Charakteristika der RPC in Lynchburg
  4. Beobachtungen
  5. Fazit

 

1. Die Presbyterianischen Kirchen

Die presbyterianischen Kirchen bekennen sich theologisch zu calvinistisch-reformierten Wurzeln. Sie betonen die Autorität der Bibel, die Souveränität Gottes und die Rechtfertigung durch Jesus Christus. Presbyterianische Kirchen praktizieren in der Regel die Kindertaufe. Das Abendmahl wird als Gedenkfeier gesehen. Die Gottesdienste sind wortbetont und wenig charismatisch. Es gibt heute unter den presbyterianischen Kirchen ein weites Spektrum zwischen strengem Calvinismus und bekenntnisfreier, liberaler Ausrichtung.

Presbyterianismus (griech. Presbyteros = Ältester) ist eine Form der Kirchenverfassung. Die Kirche wird von einem Gremium von Ältesten geleitet, dem Presbyterium, das sich aus ordinierten Geistlichen und Laien zusammensetzt. Alle anderthalb Jahre werden die Ältesten neu gewählt. Ordinierte Pfarrer werden ebenfalls von der Gemeinde gewählt, müssen aber vom Presbyterium bestätigt werden. Presbyterianismus steht zwischen dem hierarchischen Episkopalismus und dem Kongregationalismus, bei dem die Gemeinden völlig selbständig sind. Die einzelne Gemeinde ist rechtlich und finanziell selbständig, aber der Kirchenverfassung und dem Bekenntnis der Kirche verpflichtet. Der Charakter und die Ausrichtung der jeweiligen Gemeinde hängt stark vom Pastor und den Mitgliedern des Ältestenrats ab.

Die Redeemer Presbyterian Church in Lynchburg gehört zur Blue Ridge Presbytery die wiederum Teil der PCA, der Presbyterian Church of America ist. Diese wurde 1973 gegründet und unterhält mehr als 1565 Kirchen. Die Mitgliederzahl beläuft sich nach eigenen Angaben auf 320400. 

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2. Aktivitäten während des Aufenthalts

Sonntag, 09. April 2006:

Treffen mit Pastor Mike Sharrett - Gottesdienst - Essen mit dem Pastor und seiner Familie - Stadtrundgang und Gespräch mit Heather Moga, Studentin an der Liberty University und Teilnehmerin des Gottesdienstes - Besuch bei Gemeindemitglied Megan Burris, Studentin und Angestellte an der Liberty University - gemeinsame Teilnahme an Kerzenparty, veranstaltet von mehreren Frauen der Gemeinde - Abendessen mit Familie Harner

Montag, 10. April 2006:

Besuch bei Familie McCauley, die ihre Kinder durch Homeschooling unterrichtet

Dienstag, 11. April 2006:

Treffen mit Gemeindemitglied Tom Shahady, Professer für Environmental Studies am Lynchburg College, Lunch mit ihm und anderen Professoren - Abendessen bei Famile Ankeney, Treffen mit mehreren Gemeindemitgliedern

Mittwoch, 12. April 2006:

Interview mit Pastor Mike Sharrett

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3. Charakteristika der Redeemer Presbyterian Church

Enstehung

Die Redeemer Presbyterian Church in Lynchburg ist eine sehr junge Gemeinde. Vor zwei Jahren formierte sich eine Gruppe von Familien in der Stadt, die mit den Entwicklungen in der presbyterianischen Kirche, die sie bisher besuchten, unzufrieden waren und deshalb an die Neugründung einer eigenen, neuen Gemeinde dachten. Sie traten mit der Presbyterian Chuch of America in Verbindung, welche sehr an dem Vorhaben interessiert war und die Gruppe mit Mike Sharrett in Kontakt brachte. Der Pastor hatte gerade in Texas erfolgreich eine Gemeinde aufgebaut und wollte nun gerne in seine Heimat Virgina zurückkehren um auch dort den Grundstein für eine neue presbyterianische Kirche zu legen. Aus dieser kleinen Gruppe von Familien und Pastor Mike Sharret enstand schließlich die Redeemer Presybyterian Church.

Seitdem hält man den Gottesdienst in der Turnhalle einer Grundschule am Ortsrand von Lynchburg ab. Das Gemeindebüro befindet sich in einem Bungalow auf dem Schulgelände. Andere Treffen finden meist in den Privathäusern der Mitglieder statt. Die Kirche wird geleitet von Pastor Michael Sharrett und dem aus drei Personen bestehenden Ältestenrat („ruling elders“). Festangestellt in der Gemeinde sind nur der Pastor und der Leiter des Gottesdienstes.

 

Mitglieder

Der Gottesdienst wird von ca. 300 Personen besucht. Etwa 100 davon sind tatsächlich feste Mitglieder der Gemeinde, weitere 100 sind Studenten der Liberty University, die meist bereits eine eigene Gemeinde in ihren Heimatstädten haben und die diese Kirche nur während ihrer Studienzeit in Lynchburg aufsuchen. Die übrigen 100 Teilnehmer („attenders“) sind potentielle Mitglieder, die den Gottedienst besuchen, um sich darüber klar zu werden, ob die Kirche für sie in Frage kommt.

Um festes Mitglied der Gemeinde zu werden, muss man einen Vorbereitungskurs absolvieren, der 10 Sitzungen umfasst und in denen Pastor Sharrett die Doktrin der Kirche vermittelt. Danach folgt ein Interview mit den elders, in dem das neue Mitglied zu seiner Beziehung zu Jesus Christus, seinem Verständnis der christlichen Lehren und seinem Konversionserlebnis befragt wird. Akzeptiert der Altestenrat das neue Mitglied, findet im Gottesdienst eine kleine Einführungszeremonie statt, in der ein Mitgliedschaftsgelöbnis abgelegt wird. Dieses Bekenntnis zur Gemeinde wird auch schriftlich unterzeichnet, was die Zugehörigkeit noch weiter festigen soll. Wenn notwendig und erwünscht arrangiert die Redeemer Presbyterian Church auch den Austritt aus der bisherigen Kirche. Wie üblich sollen mindestens 10 Prozent des Einkommens der Gemeinde zufließen. Die Zahlung erfolgt bei der sonntäglichen Kollekte, wird aber nicht kontrolliert. Im Jahr 2005 hatte die Kirche dennoch ein Budget von $ 300 000. Der Pastor erklärt diese für eine so kleine Gemeinde relativ hohe Summe durch die Tatsache, dass die Mitglieder seiner Kirche „serious christians“ seien.

Die Gemeindemitglieder der RPC sind Bewohner von Lynchburg und der nahen Umgebung und können insgesamt als sehr homogen betrachtet werden. Es handelt sich fast ausschließlich um Weiße im Alter zwischen 30 und 50 Jahren, zumeist Familien mit Kindern. Unter ihnen finden sich überwiegend Universitätsabsolventen und sogenannte White Collars: Anwälte, Bauunternehmer, Ingenieure, Lehrer, Professoren, etc. Generell erhält man beim Besuch des Gottesdienstes den Eindruck einer sehr jungen, gebildeten und begüterten Gemeinde.

 

Pastor

Der Pastor der Gemeinde, Michael Sharrett, von allen nur „Pastor Mike“ genannt, ist 50 Jahre alt und stammt ursprünglich aus Virginia. Er wurde in einer episkopalen Kirche erzogen, hatte aber während Kindheit und Jugend kein tieferes Verständnis für die Lehren des Christentums. Dies wandelte sich während seiner Highschoolzeit, wo er sich initiiert durch eine Missionierungsgruppe christlicher Sportler verstärkt mit der Bibel auseinandersetzte. Er studierte Philosophie am Gettysburg College in Pennsylvania und plante Career Counsellor für Collegeabsolventen zu werden. Er machte seinen Master of Counseling an der University of Virginia und war dort für vier Jahre in diesem Beruf tätig. Zeitgleich besuchte er eine lokale Presbyterianische Gemeinde und arbeitete dort als Volunteer. Hier erfuhr er seine „spiritual transformation“ und wurde dort schließlich festangestellt. Der Ältestenrat legte ihm nahe, Pastor zu werden und Sharrett machte schließlich seinen Master of Divinity in Philadelphia. Seidem ist er als Pastor in verschiedenen Gemeinden tätig gewesen, baute unter anderem eine Kirche in Ft. Worth, Texas auf bis er schließlich nach Virginia zurückkehrte. Er ist verheiratet mit der Lehrerin Janice, gemeinsam haben sie 3 Kinder. 2005 veröffentliche er ein Buch mit dem Titel “Watching Over the Heart“ ( “... how the gospel sets the heart free, the nature of the heart's warfare, how a healthy heart works, and how a grace-filled heart triumphs over some of life's stumbling blocks …”).

Da die Gemeinde sehr klein ist und fast keine festen Mitarbeiter hat, ist der Pastor in nahezu alle Aktivitäten involviert und übernimmt zahlreiche Aufgaben selbst. Abgesehen von allen Bible Studies und der Betreuung der verschiedenen Ministries, beschäftigt er sich vor allem mit der Beratung von Gemeindemitgliedern bzw. führt intensive Gesprächen mit potentiellen neuen Mitgliedern. Auf diese Aufgabe verwendet er nach eigenen Angaben die meiste Zeit und scheint sie sehr zu genießen, sieht er sich selbst doch als „ambassador for the church“. Hier scheut er auch keine Diskussion mit Zweiflern und Nicht-Christen („... because I am so convinced it’s true ...“).

Befragt zur in Lynchburg ansässigen Megachurch Thomas Road Baptist und zum Phänomen Jerry Falwell, der durch starke Medienpräsenz seine christliche Botschaft verbreitet und auch politisch Einfluss nehmen will, äußert sich Pastor Sharrett zurückhaltend. Erkennt er doch dessen Leistung für die Christliche Gemeinschaft an („... he served god a lot ...“). Allerdings stimmt er nicht mit Falwells Theologie und dessen Umsetzung überein („... it’s about jesus, not about Jerry, people can’t divide that ...”). Seiner Meinung nach polarisiert Falwell die christliche Gemeinde, während der christliche Glaube doch eigentlich einen sollte. Besonders stört ihn, dass Falwell oft als Sprecher der christlichen Gemeinschaft und Meinungsführer dargestellt wird, obgleich er keineswegs für alle Christen spräche.

Auch christlichen Fernsehsendungen wie Pat Robertsons 700 Club erteilt Pastor Sharret eine Absage. Er hält dies für den falschen Weg, Jesus Christus zu dienen ("... jesus extends his kingdom by bringing christians together in worship - not on tv, but in church ...“). Er glaubt nicht, das dieses Ziel erreicht werden kann, indem die christliche Botschaft durch ein großes Fernsehpublikum verbreitet wird oder beim Gottesdienst eine hohe Anzahl von Teilnehmern zusammenkommt, wie es bei den Megachurches der Fall ist.

Das Verhältnis von Politik und Religion bezeichnet Pastor Sharrett überhaupt als äußerst problematisch („... politicians want religion out of government ...“). Er sieht hier ein deutliches Maß an "anti christianity“, insbesondere bei den Demokraten, aber nicht ausschließlich. Wie viele Christen bezieht er sich hier auf die Gründung Amerikas als basierend auf der Bibel („... our founding fathers got it right ...“). Amerika sei keine christliche Nation, aber eine biblische. Die Lehren der Bibel seien Gesetztesgrundlage, Alternativen seien schwer denkbar. Auch befragt zu anderen umstrittenen Themen wie Homosexualität, Abtreibung und der Debatte um Evolution und Kreationismus äußert sich der Pastor ähnlich. Betont aber, keinem konservativen politischen Flügel zugerechnet werden zu wollen. Vielmehr gründe er seine Meinung auf die Bibel als Grundlage aller Entscheidungen.

 

Gottesdienst

Der Gottesdienst findet einmal wöchentlich am Sonntag statt und ist relativ nüchtern. Die Lektüre der Bibel steht im Mittelpunkt, viele Teilnehmer machen sich Notizen. Eine Gruppe von Mitgliedern sorgt für die musikalische Untermalung mit einer Mischung aus alten und moderneren Liedern. Höhepunkt ist die Predigt des Pastors, die dieser äußerst mitreißend vorträgt. Zwischendurch werden geneigte Teilnehmer des Gottesdienstes aufgefordert sich zu erheben zu einem Prayer of Confession, um mit den anderen ihre Glaubenserfahrungen zu teilen. Hierauf melden sich spontan mehrere Besucher und sprechen zur Gemeinde.

Der Gottesdienst findet in einer Turnhalle statt. Eine Hälfte des Raumes wird  abgeteilt und mit einfachen Plastikstühlen und einem Rednerpult für den Pastor bestückt. Technische Installationen, Beamer, etc., wie sie in anderen Gemeinden zu finden sind, gibt es hier nicht. Der Fokus liegt eindeutig auf dem gesprochenen Wort. Es gibt auch kein Kreuz, noch sind andere Reliquien sichtbar. Der Pastor beschreibt dies als völlig unproblematisch („... the cross is not essentiel ...“), die Bibel lege nicht fest, das ein Kreuz da sein müsse, wenn Christen sich zum Gottesdienst treffen, auch in einem richtigen Kirchengebäude werde man wohl nur eine schlichte Ausstattung wählen. Für ihn sei nur entscheidend, das die Akkustik gut sei, damit man das gesprochene Wort gut hören könne. Einige Gemeindemitglieder äußern sich ähnlich, hätten zwar gerne schönere Räumlichkeiten, doch als wirklich störend scheint niemand den Ort des Gottesdienstes zu empfinden.

 

Aktivitäten

Die Kirchengemeinde besteht erst seit zwei Jahren und dementsprechend sind ihre Aktivitäten noch relativ unentwickelt. Es handelt sich vor allem um wöchentliche Bible Studies für Kinder, Erwachsene und speziell College Studenten. Außerdem gibt es Ministries für Männer, Frauen und Jugendliche, die sich meist ein- bis zweimal monatlich in Privathäusern treffen und austauschen sowie regelmäßig stattfindende Familienpicknicks.

Die Ministry of Mercy, d.h. Aktivitäten im Rahmen der Wohltätigkeitsarbeit gibt es in der Gemeinde kaum. Sowohl der Pastor sowie einige Gemeindemitglieder bestätigen, dass dies noch vorangetrieben werden müsse („... shame on us ...“). Dies sei aber nur eine Frage der Zeit. Mitglieder der Gemeinde müssten erst entsprechend geschult und organisiert werden. Man müsse sich vor allem eine Nische suchen um nicht die Arbeit des Staates zu duplizieren. Nach Meinung von Pastor Sharrett seien Arme in Amerika noch reich im Vergleich zu Armen in Indien. Sie würden oft Jobs ablehnen, also quasi selbst die Entscheidung zu einem Leben in Armut treffen. Dies sähe man insbesondere im Vergleich mit den Einwanderern, die schuften um sich hier ein Leben aufzubauen. Dennoch gäbe es in Lynchburg natürlich Möglichkeiten, sich zu engagieren und dies werde man auch tun.

 

Zukunftspläne

Vor allem plant die Redeemer Presbyterian Church in naher Zukunft ein richtiges Kirchengebäude zu errichten. Wann genau dies der Fall sein wird, ist noch nicht klar. Letzten Endes sei dies vor allem eine Frage des Geldes. Und da die Kirche erst seit zwei Jahren besteht und noch keine hohen Mitgliederzahlen aufweist, könne dies wohl noch etwas dauern.

Abgesehen davon soll die Gemeinde selbst wachsen, allerdings nicht unendlich. Man will die Mitgliederzahl auf bis zu 400 steigern. Dann sollen 75 von ihnen den Grundstein für eine neue Gemeinde in Forrest, einem Vorort von Lynchburg bilden. Dort sollen dann wieder 400 Mitglieder zusammenkommen, so dass schließlich erneut eine neue Gemeinde an anderer Stelle aufgebaut werden kann. D.h. der Wirkungskreis der Presbyterianischen Kirche soll wachsen, aber nicht die Gemeinden selbst. Da in großen Kirchen Leute verloren gehen und sich verstecken können, kann kein Gefühl der Zugehörigkeit und des Gebrauchtwerdens entstehen. Dies sei aber essentiell. Deshalb wolle man die Gemeinden relativ klein halten.

Auf die Frage, warum selbst in Lynchburg, wo es schon zahlreiche Kirchen jeglicher Denomination gibt, noch eine neue Gemeinde gebraucht wird, verweist Pastor Sharrett auf die nicht geringe Zahl von Einwohnern, die überhaupt keiner Kirche angehören. Des Weiteren seien viele ortsansässige Gemeinden „mainstream churches“, die nicht die Bible predigten und deren Mitglieder „spiritually dead“, also keine „serious christians“ seien. Für diese sei es wünschenswert einer Kirche wie der RPC anzugehören.

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4. Beobachtungen

Bei meinem Besuch in der Gemeinde ist mir vor allem aufgefallen, dass die Gemeindemitglieder verhältnismäßig jung sind, was natürlich an der hohen Zahl von Studenten liegt, die den Gottesdienst besuchen. Des Weiteren erscheint das Verhältnis der Mitglieder als relativ eng und harmonisch, was natürlich auf die relativ geringe Zahl von Mitgliedern zurückzuführen ist sowie auf die Tatsache, das die Mitglieder sehr homogen sind. Konflikte aufgrund gesellschaftlicher Statusunterschiede und des Alters dürften kaum auftreten.

Interessant erschien mir, dass Pastor Sharrett selbst von diversity sprach, als ich ihn nach dem Typus der Gemeindemitglieder befragte, was aber tatsächlich kaum der Fall ist. Ich hatte außerdem den Eindruck, auch in Erinnerung an seine Äußerungen über die Armen in Amerika, die ihre Situation selbst zu verschulden hätten, das der Pastor relativ elitär denkt („... in Texas I had a guy who drove a beer truck and a lady who cut hair and I loved it ...“). Auch eine Gruppe von heruntergekommenen Wanderarbeitern, die gelegentlich den Gottesdienst besuchen, hob er als besonders positiv hervor („... we love it ...“). Allerdings erweckte die Tatsache, das er dies so explizit betonte, einen eher gegenteiligen Eindruck. Möglicherweise findet sich hier auch eine Erklärung für die mangelnden Wohltätigkeitsaktivitäten in der Gemeinde.

Auch die größere Anzahl von Familien, die ihre Kinder durch Homeschooling unterrichten war auffallend. Allerdings gelang es mir nicht herauszufinden, ob dies ein Phänomen ist, das direkt mit der Redeemer Presbyterian Church zusammenhängt. Dennoch scheinen die eigenen Kinder bei der Wahl der Kirche eine größere Rolle zu spielen. Eine der Familien, die auch an der Gründung der Gemeinde beteiligt, bestätigte, dass dies ein entscheidender Grund für das Verlassen ihrer vorherigen presbyterianische Kirche war. Man war unzufrieden mit dem Verhalten und der Amtsausübung der dortigen Pastorin, insbesondere bezogen auf deren Rolle als Vorbild für die Kinder der Familie. Pastor Sharrett dagegen erfülle diese Funktion wesentlich besser. Andere Mitglieder der RPC, die bei der Suche nach einer Gemeinde zur Thomas Road Baptist Church kamen, fanden die Form der Religionsausübung dort problematisch und besuchten deshalb versuchsweise die RPC. Beim ersten Besuch zunächst abgeschreckt von der kargen Ausstattung beim Gottesdienst, überzeugte sie schließlich Pastor Sharrett, die Kirche weiterhin zu besuchen. Tatsächlich ist interessant, dass obwohl die Gemeindemitglieder relativ wohlhabend sind, sich wenige an dem Gottesdienst in der Turnhalle stören.

Außerdem betonte Pastor Sharrett mehrfach das „lack of spirituality“, unter dem die Mitglieder anderer Kirchengemeinden litten. Und verwies hierbei auch auf das Interview, das jedes Kirchenmitglied mit den elders führen müsse, um tatsächlich sicherzustellen, das man converted sei. Im Gespräch mit einigen besonders jungen Gemeindemitgliedern stellte sich jedoch heraus, das dieser Test nicht besonders schwierig zu bestehen sei und man genau wisse, was die elders hören wollten.

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5. Fazit

Ich wurde bei meinem Aufenthalt in der Gemeinde sehr freundlich aufgenommen. Pastor Sharrett informierte die Gemeindemitglieder zuvor über meinen Besuch. Gleich nach meiner Ankunft wurde ich von mehreren Gemeindemitgliedern nach Hause eingeladen und hatte viel Gelegenheit zu persönlichen und äußerst aufschlussreichen Gesprächen. Besonders interessant war hierbei der Besuch bei einer Familie, die ihre Kinder durch Homeschooling unterrichtet.

Leider habe ich an vergleichsweise wenigen Kirchenaktivitäten teilnehmen können. Dies liegt zum einen daran, dass die Kirche generell nicht sehr viele Aktivitäten anbietet und diese zum anderen auch nicht während meines viertägigen Aufenthaltes stattfanden. Außerdem werden die Treffen und Bible Studies aufgrund des Fehlens eines zentralen Gemeindehauses in Privathäusern verstreut in ganz Lynchburg veranstaltet, was eine Teilnahme aus organisatorischen Gründen teilweise ausschloss.

Nichtsdestotrotz glaube ich, einen umfassenden Eindruck von der Kirche und vor allem von ihren Mitgliedern gewonnen zu haben. Insofern war mein Aufenthalt äußerst erkenntnisreich und interessant. Auch nach meiner Rückkehr habe ich noch weiteren Kontakt zu Pastor Sharrett, der mir jederzeit bereitwillig Nachfragen beantwortete sowie zu einem Gemeindemitglied, das ich in Berlin traf und das mir bei einem Gespräch noch einiges über die Gemeinde berichten konnte.

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