Historie des Instituts
von Jan Heine (Abt. Geschichte)
Inhalt
- Biographischer Hintergrund
- Fraenkels Konzept der Amerikastudien
- Gründung des Instituts
- Gegenwart und Zukunft des Instituts
- Literaturhinweise
Dass die Freie Universität ihr 1963 gegründetes Amerika-Institut noch im selben Jahr in "John-F.-Kennedy-Institut" umbenannte, geschah zunächst in posthumer Würdigung der besonderen Verdienste des ermordeten Präsidenten für die Stadt Berlin sowie in Anerkennung der weitreichenden materiellen und geistigen Förderung, die die USA der jungen Westberliner Universität in ihrer Aufbauphase seit 1948 hatten zuteil werden lassen. Es brachte aber auch deutlich zum Ausdruck, wie eng die Entwicklung der Universität mit der dramatischen Geschichte des 20. Jahrhunderts überhaupt verflochten war. In der Biographie des "Gründungsvaters" und ersten Direktors des JFKI spiegelt sich das in bewegender Weise wider.
Biographischer Hintergrund
Ernst Fraenkel, 1898 in Köln als jüdischer Kaufmannssohn geboren, als Soldat im Ersten Weltkrieg schwer verwundet und nach dem Studium der Rechtswissenschaften 1923 zum Dr. jur. promoviert, wirkte von 1926 bis 1938 als Rechtsanwalt am Kammergericht in Berlin. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten vertrat er trotz des Risikos für die eigene Person politisch und rassisch Verfolgte. 1938 musste er schließlich in die USA emigrieren, wo er an der Universität von Chicago noch einmal eine juristische Qualifikation erwarb und 1941 unter dem Titel 'The Dual State' eine der scharfsichtigsten theoretischen Studien zum Wesenscharakter der nationalsozialistischen Herrschaft überhaupt veröffentlichte.[1] 1944 trat er in den US-Staatsdienst ein, arbeitete in der Verwaltung für auswärtige Wirtschaftsbeziehungen sowie im Außen- und Heeresministerium und entwickelte dabei Vorschläge zur Demokratisierung Deutschlands. Von 1945 bis 1950 fungierte er außerdem als Rechtsberater der amerikanischen Militärregierungen und der Marshall-Plankommission in Korea
Hatte Fraenkel in den 30er Jahren zu den vielen deutsch-jüdischen Intellektuellen und Wissenschaftlern gehört, die ins Exil getrieben wurden, so zählte er Anfang der 50er Jahre zu den wenigen Vertretern dieser Gruppe, die sich zur dauerhaften Rückkehr nach Deutschland entschlossen. Seit 1951 leitete er eine Abteilung der wiederbegründeten Deutschen Hochschule für Politik, die später als Otto-Suhr-Institut in die FU integriert wurde. Hier hatte er bis zu seiner Emeritierung im März 1967 einen Lehrstuhl für Wissenschaft von der Politik inne und avancierte mit seinen zahlreichen Arbeiten zum amerikanischen Regierungssystem und mit seiner pluralistischen Demokratietheorie zu einem der wichtigsten bundesdeutschen Politologen der ersten Stunde.
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[1] E. Fraenkel, The Dual State. A Contribution to the Theory of Dictatorship, New York u. a. 1941.